Sonntag, 22. Juni 2014

26/2014 Sehnsucht nach Mill River - Darcie Chan

Es gibt selten ein Buch, bei dem ich schon nach zehn Seiten weiss, dass ich es lieben werde. Abends kurz vor neun begann ich zu lesen, morgens um halb zwei legte ich das Buch total benommen und müde zur Seite. Definitiv bis jetzt die beste Neuentdeckung 2014! Und es ist schön an einem Wochenende die halbe Nacht durchzulesen!

Bild via amazon.de

Genre: wieder mal habe ich keine Ahnung

Zeit und Ort: Mill River, Vermont. 1940 bis Gegenwart

Inhalt: Hoch über Mill River steht die „Marmorvilla“ in der Mary McAllister seit dem Tod ihres Mannes vor 60 Jahren alleine lebt. Nur drei Leute aus dem Dorf hatten in den letzten Jahren Zutritt zum Haus. Father O'Brien, Marys langjähriger und einziger Freund, ihre Pflegerin Jean und „Crazy Daisy“
Mary leidet nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend an einer krankhaften Angst vor anderen Menschen. Als ein junger Mann, Patrick McAlllister, auf dem Hof ihres Vaters ein Pferd kauft, fasst sie langsam Vertrauen zu ihm und ist sich sicher, dass sie nun die Familie bekommen wird, die sie sich schon immer wünscht. Sie und Patrick heiraten, doch er missbraucht ihr Vertrauen und wird gewalttätig. Ihr einziger Verbündete ist Patricks Grossvater Conor der ihnen zur Hochzeit das Haus in Mill River schenkte. Nach Patricks Tod sorgt er finanziell für Mary und bittet den jungen Pfarrer Michael O'Brien sich um sie zu kümmern.
Nach Conors Tod ist Father O'Brien für Jahrzehnte die einzige Person zu der Mary Kontakt hat. Durch ihre Angst verlässt sie ihr Grundstück nie und wenn Handwerker ins Haus müssen, bittet sie Father O'Brien, sich darum zu kümmern während sie sich im Schlafzimmer einschliesst.
Er ist auch ihr Fenster zur Welt des Dorfes, er erzählt ihr, wie es den Einwohnern ergeht und bald wacht Mary aus ihrem Marmorhaus über das Dorf. Immer wieder erhalten Leute in Not auf mysteriöse Art Hilfe, Arztrechnungen werden bezahlt, der kaputte Schulbus ersetzt und Kinder erhalten Geld zum Geburtstag. Und an Weihnachten 1973 erhalten alle 136 Haushalte des Dorfes einen Farbfernseher.
Als Mary erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist, beschliesst sie, mit ihrem Geld nach ihrem Tod noch mehr gutes zu tun als sie zu Lebzeiten getan hat und es der einzigen Familie zu vermachen, die sie je hatte; dem Dorf.

Gleichzeitig wird die Geschichte von verschiedenen Leuten im Dorf erzählt. Der Polizist Kyle, der nach dem Tod seiner Frau mit seiner Tochter nach Mill River gekommen ist. Claudia, die Lehrerin, die nun endlich schlank ist und in Mill River ein neues Leben anfangen will. „Crazy Daisy“, eine alte Frau, die in einem Wohnwagen wohnt und Zaubertränke braut und die niemand wirklich für voll nimmt. Ruth, die davon träumt eine Pension zu eröffnen und Jean, die gerne einen Diamantring hätte. Und natürlich Father O'Brien, der seit Jahren Löffel klaut. Von seinem Geheimnis weiss nur Mary, die ihm zwar Taschen in seine Ärmel genäht hat, in denen er die Löffel verschwinden lassen kann, aber gleichzeitig sechzig Jahre verhindert hat, dass er einen ihrer Löffel mitnimmt.

Meine Lieblingspersonen: Mary. Father O'Brien. Conor. Kyle und Rowen. Ruth und Fitz. Eigentlich alle bis auf eine Person aus der Gegenwart und Marys Schwiegerfamilie.

Mein Eindruck: Ein wirklich tolles Buch und eine wirklich schöne Geschichte. Trotz allem was sie durchgemacht hat, wirkt Mary nicht verbittert und man muss sie einfach mögen wie sie da in ihrem Haus sitzt und übers Dorf wacht. Stellenweise war das Buch sehr voraussehbar, aber in diesem Fall ist das nichts negatives, ich musste dann nämlich schnell weiterlesen um zu sehen, ob es so weitergeht wie ich mir zusammengereimt hat.
Das Buch war zudem eher oberflächlich und irgendwie hätte ich gerne mehr erfahren, wie es Mary mit ihrer Einsamkeit ging. Doch gleichzeitig wurde Mary so als sehr starke, unabhängige Frau dargestellt und nicht als bemitleidenswert. 
Stellenweise war das Buch ein bisschen unrealistisch, doch ich habe beschlossen, darüber hinwegzusehen.

Bewertung: 5 Sterne

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen