Es gibt selten ein Buch, bei dem ich schon nach zehn Seiten weiss,
dass ich es lieben werde. Abends kurz vor neun begann ich zu lesen,
morgens um halb zwei legte ich das Buch total benommen und müde zur
Seite. Definitiv bis jetzt die beste Neuentdeckung 2014! Und es ist schön an einem Wochenende die halbe Nacht durchzulesen!
Genre: wieder mal habe ich keine Ahnung
Zeit und Ort: Mill River, Vermont. 1940 bis Gegenwart
Inhalt: Hoch über Mill River steht die „Marmorvilla“ in der
Mary McAllister seit dem Tod ihres Mannes vor 60 Jahren alleine lebt.
Nur drei Leute aus dem Dorf hatten in den letzten Jahren Zutritt zum
Haus. Father O'Brien, Marys langjähriger und einziger Freund, ihre
Pflegerin Jean und „Crazy Daisy“
Mary leidet nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend an
einer krankhaften Angst vor anderen Menschen. Als ein junger Mann,
Patrick McAlllister, auf dem Hof ihres Vaters ein Pferd kauft, fasst
sie langsam Vertrauen zu ihm und ist sich sicher, dass sie nun die
Familie bekommen wird, die sie sich schon immer wünscht. Sie und
Patrick heiraten, doch er missbraucht ihr Vertrauen und wird
gewalttätig. Ihr einziger Verbündete ist Patricks Grossvater Conor
der ihnen zur Hochzeit das Haus in Mill River schenkte. Nach Patricks
Tod sorgt er finanziell für Mary und bittet den jungen Pfarrer
Michael O'Brien sich um sie zu kümmern.
Nach Conors Tod ist Father O'Brien für Jahrzehnte die einzige
Person zu der Mary Kontakt hat. Durch ihre Angst verlässt sie ihr
Grundstück nie und wenn Handwerker ins Haus müssen, bittet sie
Father O'Brien, sich darum zu kümmern während sie sich im
Schlafzimmer einschliesst.
Er ist auch ihr Fenster zur Welt des Dorfes, er erzählt ihr, wie
es den Einwohnern ergeht und bald wacht Mary aus ihrem Marmorhaus
über das Dorf. Immer wieder erhalten Leute in Not auf mysteriöse
Art Hilfe, Arztrechnungen werden bezahlt, der kaputte Schulbus
ersetzt und Kinder erhalten Geld zum Geburtstag. Und an Weihnachten
1973 erhalten alle 136 Haushalte des Dorfes einen Farbfernseher.
Als Mary erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist,
beschliesst sie, mit ihrem Geld nach ihrem Tod noch mehr gutes zu tun
als sie zu Lebzeiten getan hat und es der einzigen Familie zu
vermachen, die sie je hatte; dem Dorf.
Gleichzeitig wird die Geschichte von verschiedenen Leuten im Dorf
erzählt. Der Polizist Kyle, der nach dem Tod seiner Frau mit seiner
Tochter nach Mill River gekommen ist. Claudia, die Lehrerin, die nun
endlich schlank ist und in Mill River ein neues Leben anfangen will.
„Crazy Daisy“, eine alte Frau, die in einem Wohnwagen wohnt und
Zaubertränke braut und die niemand wirklich für voll nimmt. Ruth,
die davon träumt eine Pension zu eröffnen und Jean, die gerne einen Diamantring
hätte. Und natürlich Father O'Brien, der seit Jahren Löffel klaut.
Von seinem Geheimnis weiss nur Mary, die ihm zwar Taschen in seine
Ärmel genäht hat, in denen er die Löffel verschwinden lassen kann, aber
gleichzeitig sechzig Jahre verhindert hat, dass er einen ihrer Löffel
mitnimmt.
Meine Lieblingspersonen: Mary. Father O'Brien. Conor. Kyle und
Rowen. Ruth und Fitz. Eigentlich alle bis auf eine Person aus der
Gegenwart und Marys Schwiegerfamilie.
Mein Eindruck: Ein wirklich tolles Buch und eine wirklich schöne Geschichte. Trotz allem was sie durchgemacht hat, wirkt Mary nicht verbittert und man muss sie einfach mögen wie sie da in ihrem Haus sitzt und übers Dorf wacht. Stellenweise war das Buch sehr voraussehbar, aber in diesem Fall ist das nichts negatives, ich musste dann nämlich schnell weiterlesen um zu sehen, ob es so weitergeht wie ich mir zusammengereimt hat.
Das Buch war zudem eher oberflächlich und irgendwie hätte ich gerne mehr erfahren, wie es Mary mit ihrer Einsamkeit ging. Doch gleichzeitig wurde Mary so als sehr starke, unabhängige Frau dargestellt und nicht als bemitleidenswert.
Stellenweise war das Buch ein bisschen unrealistisch, doch ich habe beschlossen, darüber hinwegzusehen.
Bewertung: 5 Sterne